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zeitraums mögen genügen. Der bereits erwähnte Numerus librorum Glastoniensis ecclesiae von 1247 nennt auf s. 434 — 435: Titus Livius de gestis Romanorum. Liber de excidio Trojae et gestis Romanorum. Livius de gestis Romanorum: und selbst noch 1460, wo nach ausweis der handschriften die bezeichnung Gesta Romanorum für unser werk sich schon vollständig festgesetzt hatte, wird auch die römische geschichte im allgemeinen noch so genannt, z. b. von Gotsc. Hollen, 137 (Pyrrhus, arzt), ja noch 1494 nennt Bernardinus de Bustis die römische und griechische geschichte Gesta Romanorum und Graecorum. Umgekehrt bezeichnet sich unser werk mehrfach selbst als Historia Romanorum, und wird auch sonst mit diesem namen belegt, s. Neander, orb. terr. s. 47.

Wenn somit jede hoffnung geschwunden ist, den ursprünglichen verfaſser der Gesta kennen zu lernen, so liefern die handschriften doch vielleicht anhaltspunkte für die bestimmung von ort und zeit ihrer entstehung. Aber auch hier besteht das resultat mehr in der widerlegung früherer behauptungen, als in einem festbegründeten nachweise neuer thatsachen. Zur ausnutzung des materials für den angegebenen zweck schienen sich mehrere wege darzubieten. Zunächst eine kritische durcharbeitung des textes. Ich habe dieselbe mit ernst in angriff genommen, muſste aber bald erkennen, daſs die arbeit eine durchaus müssige sei. Bis auf die wenigen offenbaren copien bekannter vorlagen hatte ich fast so viele texte wie handschriften. Oft natürlich zeigte sich fast wörtliche übereinstimmung, aber noch häufiger erschien eine völlig abweichende darstellung. Ganz wie es bei den Indern gebrauch ist, haben auch unsere abschreiber, namentlich in den moralisationen, die texte auf das willkürlichste behandelt, und in derselben weise, wie sie nach persönlicher neigung ganze nummern und ganze reihen von capiteln hier ausmerzten, da einschalteten und dort umordneten, haben sie auch im einzelnen sich keineswegs an den wortlaut ihrer vorlagen gebunden, sondern nach gutdünken die einschneidendsten wie die bedeutungslosesten änderungen vorgenommen. Da war jede kritische behandlung des textes nutzlose mühe, selbst die prüfung auf sprachliche eigenthümlichkeiten, germanismen, anglicismen oder gallicismen, konnte kein resultat versprechen, da sie immer nur für die einzelne eben vorliegende handschrift entschied.

Einen zweiten weg scheint der bestand und die gruppirung der einzelnen stücke in den verschiedenen faſsungen an die hand zu geben. Aber auch das alter der einzelnen, den verschiedensten quellen entnommenen parabeln und erzählungen bietet keine zuverläſsige grund-