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CAP. 2.

clarissimorum ingeniorum in comitio ac foro urerentur: scilicet illo igne vocem populi Romani et libertatem senatus et conscientiam generis humani aboleri arbitrabantur, expulsis insuper sapientiae professoribus atque omni bona arte in exilium acta, ne quid usquam honestum occurreret. Dedimus profecto grande patientiae documentum ; et sicut vetus aetas vidit quid ultimum in libertate esset, ita nos quid in servitute, adempto per inquisitiones etiam loquendi audiendique commercio. memoriam quoque ipsam cum voce perdidissemus, si tam in nostra potestate esset oblivisci quam tacere.

professoribus, c. 9: adiecto pontificatus sacerdotio, c. 14: Suetonius hinc Paulinus biennio prosperas res habuit subactis nationibus firmatisque praesidiis, c. 46: posteritati narratus et traditus, und überhaupt bei späteren Schriftstellem seit Livius, insbesondere aber bei Tacitus.

triumviris nämlich capitalibus. Diese hatten mit den Aedilen zusammen die Polizei zu verwalten und insbesondere die Vollziehung von Hinrichtungen und andere Strafmassregeln zu vollziehen. In einem ähnlichen Falle wie hier wird derselbe Dienst von den Aedilen geleistet, s. Ann. IV, 35.

5. in comitio ac foro. Das Comitium, ursprünglich der Versammlungsort der Patricier in den Comitia curiata, war, wie auch aus dieser Stelle hervorgeht, da die Verbrennung nicht an zwei verschiedenen Orten stattfinden konnte, ein Theil des Forum, das Ganze wie der Theil der Hauptschauplatz des öffentlichen Lebens der Römer. Wenn beide Orte hier genannt werden, so ist dies ein Pleonasmus, der nur zum Zweck haben kann, die Oeffentlichkeit der Verbrennung besonders nachdrücklich hervorzuheben. Vgl. Plin. N. H. XV, 20. §. 77: colitur ficus arbor in foro ipso ac comitio Romae nata.

6. scilicet … Dasselbe tief empfundene Verdammungsurtheil über dergleichen Polizeimassregeln, welches hier durch scilicet ironisch ausgedrückt wird, ist in dem schon erwähnten ähnlichen Falle mit eigentlichen Worten so ausgesprochen (Ann. IV, 35): Sed manserunt occultati et editi (libri). Quo magis socordiam eorum irridere libet, qui praesenti potentia credunt exstingui posse etiam sequentis aevi memoriam Indessen an dieser letzteren Stelle hat Tacitus die Thorheit solcher Massregeln nur insofern im Auge, als die verbrann[ten] Schriften sich doch zu erhalten pflegen; an unsrer Stelle nimmt er einen höheren und weiteren Standpunkt, indem er die Vergeblichkeit des Bemühens hervorhebt, auf solche Art das freie sittliche Urtheil der Menschen zu erdrücken, und zwar erstens die tadelnden Urtheile des Volks (vocem populi Romani), sodann die freie (aus Vorsicht sich zurückhaltende) Gesinnung des Senats (libertatem senatus) und endlich das allgemeine sittliche Bewusstsein der Menschen; dies letztere nämlich, nicht das blosse Gedächtniss, wofür Tacitus wie an jener Stelle memoria gesetzt haben würde, ist unter conscientia generis humani zu verstehen.

8. expulsis insuper sapientiae professoribus. Der Zusammenhang ist: wozu (zu welcher Unterdrückung) auch die Vertreibung der Lehrer der Weisheit dienen sollte: wörtlich: indem ausserdem ... vertrieben wurden, s. o. zu Z. 4. Die Vertreibung der Philosophen geschah im J. 93 oder 94, s. meine