CAP. 46-46. 109
certe mandata vocesque, quas penitus animo figeremus. Noster hic dolor, nostrum vulnus, nobis tam longae absentiae condicione ante quadriennium amissus est. Omnia sine dubio , optime parentum , assidente amantissima wxoxe superfuere honori tuo; paucioribus tamen lacrimis comploratus es, et novissima in luce desideravere aliquid oculi tui.
Si quis piorum manibus locus, si, ut sapientibus placet, non cum corpore exstinguuntur magnae animae, placide quiescas,
es ist aber damit keineswegs ge- sagt, dass Tacitus den Domi- tian ebenfalls fur schuldig hielt, in dessen Munde viehnehr die Worte constans et libens ein all- gemeines Lob enthalten konnen, wie es besonders von den Alten gem den Sterbenden ertheilt zu werden pflegt. Ueber den Ge- branch von iamquam zur EinfUh- nmg einer fremden Meinung s. zu c. 38, 8.
20. excepissemus . . . fiaeremus, Hierzu als scbone ParsJiele die Elage der Andromache tlber der Leiche Hectors (II XXIV, 744: ovdi xi (loi Blftag nvHivdv inos^ od ti xev aiel fisfiv^firjv vvxras T€ xal r}fiaTa daxQVxiovaa).
22. nobis amissus est. Hiermit wird der in den voraus- gehenden Worten ausgedrfickte besondere Schmerz, der den Taci- tus und seine Gattin durch ihre Abwesenheit bei der Erankheit und dem Tode des Agricola betroffen, noch dadurch gesteigert , dass sie bis dahin 4 JiSire lang abwesend gewesen und daher den ^Schwieger- vater und Vater gewissermassen 4 Jahre frilher verloren hatten. Wo Tacitus diese 4 Jahre zu- brachte, ist unbekannt, vielleicht in einer Provinz, deren Verwaltung ihm im J. 89 nach seiner im J. 88 bekleideten Prsbtur abertragen worden.
tam longae^ absentiae condidone „durch die Lage oder den Umstand (=: in Folge) einer so langen Ab- wesenheit"; condicione dient hier eben so statt einer Pr&position, wie h&ufig opCj benefi^o und der- gleichen.
23. ante quadriennium : so sagt man, obwonl seltener, für quadriennio ante, siehe EU. Seyffert. §. 197.
amissus est in der dritten Person ist ebenso gerechtfertigt , wie das wenigeZeilen zurUck stehende filiae eius und daher nicht gegen die Handschriften in amissus es zu verwandehi. Der ganzePassusvon Sed . . mihi filiaeque eius bis amis- sus est ist nichts als die AnfClh- rung einer erklarenden Thatsache, durch die der nachfolgende pathe- tische Ausdruck seines und seiner Gemahlin besonderen Schmerzes eingeleitet wird, und fttr die sich die in dem Folgenden so wirk- same Apostrophe durchaus nicht eignen würde.
25. comploratus. Es gehörte zu den regelmässigen Gebräuchen bei der Todtenbestattuhg , dass nach geschehener Verbrennung bei der Sammlung der Gebeine von den Angehörigen die Todtenklage ernenert wurde, s. z. B. TibuU. lU, 2, 15 fl. (v. 25: Ei nostri memore» lacrimae fundantur eodemy^ wie- wohl an unserer SteUe nicht an diesen besondern c&rimoniellen Act, sondem an die Aeusserungen des Schmerzes und der Trauer von Seiten der Angeh5rigen fiberhaupt zu denken ist {comploratus ist die Lesart der Handschriften , und es ist kein Grund vorhanden, dies mit der Lesart compositusy welche nur an dem Rand der bessem Handschrift bemerkt ist, zu vertauschen.)
c. 46. 2. magnae unimae : denn nur diesen wurde nach der Vor-